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Zuletzt aktualisiert am 30. März 2023 von Frank Schmidt

In der heutigen Zeit orientieren sich viele Menschen immer mehr an Nachhaltigkeit. In verschiedenen Kategorien ist das Thema Nachhaltigkeit ein wichtiger Aspekt, der zukünftig noch mehr an Bedeutung gewinnen wird, da mittlerweile oft von einer sogenannten „Wegwerf-Gesellschaft“ die Rede ist. Doch was genau umschreibt der Begriff Nachhaltigkeit? Schauen wir uns das Thema einmal genauer an…

Was bedeutet Nachhaltigkeit?

Im Alltag verbinden wir den Begriff mit Langlebigkeit und Umweltschutz. Allerdings bezieht sich der Begriff auch auf nachhaltige Entwicklung, also auf einen verantwortungsbewussten Umgang mit Ressourcen, die endlich – und nicht unendlich auf der Erde zu finden sind. Der Begriff „Nachhaltigkeit“ ist auf den Deutschen Freiberger Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz (1645–1714) zurückführen. In seinem 1713 erschienenen Buch, ging er auf Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft ein und wollte damit auf die Schaffung eines stabilen Gleichgewichts hinweisen. Der Grundgedanke: In einem Wald sollten nur so viele Bäume abgeholzt werden, wie in diesem Wald in absehbarer Zeit nachwachsen können, der Bestand des Waldes sollte dadurch langfristig sichergestellt werden, welcher die Basis der Forstwirtschaft bildet. Mittlerweile geht es bei Nachhaltigkeit nicht mehr nur darum, Ressourcen der Erde – egal ob endlich oder unendlich verfügbar – zu schützen. Nachhaltigkeit oder nachhaltige Entwicklung bedeutet, dass die zukünftigen Generationen in ihren Möglichkeiten nicht eingeschränkt werden sollen. Damit dies gelingt, sollen die wichtigen Aspekte wie – wirtschaftlich effizient, sozial gerecht, ökologisch tragfähig – gleichberechtigt beachtet werden. Um die globalen Ressourcen langfristig zu erhalten, sollte Nachhaltigkeit die Grundlage aller politischen Entscheidungen sein. Damit kommen wir zu unserem nächsten Punkt, der umfangreich aber zugleich einfach verständlich ist:

Die drei Säulen der Nachhaltigkeit

Die drei Dimensionen oder „Säulen“ der Nachhaltigkeit, welche in Unternehmen, Gesellschaften und allen Ländern der Welt beachtet werden müssen, sind demnach:

Ökologie

  • Schonung der Umwelt, einschließlich der natürlichen Ressourcen.
  • Einsatz von Unternehmen und Staaten für einen bewussten Umgang mit Wasser, Energie und endlichen Rohstoffen.
  • Entnahme nicht nachwachsender Rohstoffe nur so viel, wie durch erneuerbare Rohstoffe ersetzt werden können.
  • Förderung der Biodiversität, anstatt der Entstehung von Schäden am Ökosystem.
  • Geringhaltung der Emissionen, sodass diese ausgleichbar sind oder keine Schäden anrichten.
  • bewusster Umgang mit dem menschlichen Körper und dessen Gesundheit

→ In der Herstellung von Kosmetika, oder Nahrungsmitteln werden oft schädliche Inhaltsstoffe verwendet, welche einer ökologischen Nachhaltigkeit wiedersprechen.

Soziales

Bei der sozialen Nachhaltigkeit, steht der Mensch an sich im Fokus: Die Würde des Menschen und die freie Entfaltung der Persönlichkeit darf keinem Menschen abgesprochen werden. Diese Grundannahme ist das absolute Minimum, das nicht unterschritten werden sollte. Im Widerspruch zur sozialen Nachhaltigkeit stehen beispielsweise Sklaverei, Kinderarbeit, Ausbeutung und viele weitere. Positiv formuliert fordert die Säule „Soziales“ Gerechtigkeit, Sicherheit, faire Bezahlung, die Wahrung von Arbeitnehmer:inneninteressen, sowie die Möglichkeit zur Aus- und Fortbildung und der freien beruflichen Entfaltung. Auch gesellschaftliche Interessen sollen bei der Umsetzung berücksichtigt werden: So sollten nachhaltig agierende Staaten oder Unternehmen auch gemeinwohlorientiert handeln. Das Ziel ist, allen Menschen ein würdiges Leben zu ermöglichen.

Ökonomie

  • Nachhaltiges Wirtschaften
  • Ausreichende Gewinnerzielung durch nachhaltige Unternehmen für eine Investition in moderne Maschinen, hochwertige Rohstoffe, faire Bezahlung von Mitarbeiter:innen und Fortbildungen.
  • Profitmaximierung in den Hintergrund stellen.
  • Wirtschaftliches Verhalten von Unternehmen und der Gesellschaft, sodass den kommenden Generationen kein Schaden entsteht.
  • Langfristige Strategieverfolgung durch fairen Handel
  • Neue Zielverfolgung durch die Steigerung der Lebensqualität oder der Förderung von Umweltschutz-Projekten.
  • Staatsschulden geringhalten und dadurch die Belastung der zukünftigen Generationen minimieren.
  • Wahrung des außenwirtschaftlichen Gleichgewichts, um andere Staaten nicht zu benachteiligen.

→ Eine exportstarke Nation kann andere Länder von den Exporten abhängig machen, wodurch diese keine lokale (konkurrenzfähige) Wirtschaft aufbauen können, was wiederum hohe Arbeitslosigkeit bedeuten kann. Muss ein Land viele Produkte importieren und hat keine Güter zu verkaufen, steigt auch die Verschuldung des Landes an.

Woran erkenne ich ob ein Produkt Nachhaltig ist?

Nachhaltige Produkte sind mit geprüften Siegeln versehen, die für Konsumenten leicht sichtbar zu finden sind und im Internet einfach erklärt werden. Eine kleine Auswahl der wichtigsten Siegel zum Thema Nachhaltigkeit:

Fairtrade

Das Fairtrade-Siegel ist ein unabhängig kontrolliertes Produktsiegel für fairen Handel. Im Mittelpunkt stehen die Menschen in Entwicklungsländern. Dort werden gezielt Kleinbauern und Arbeiter gefördert und ihre Position auf dem Weltmarkt verbessert.

Naturland

Naturland Bauern und Verarbeiter sind durch einen der größten Öko-Verbände zertifiziert und sind Teil eines Netzwerks, das Erzeuger, Verarbeiter und Händler weltweit vereint. Die Rohstoffe, die sie anbauen, die Produkte, die sie herstellen und die Waren, die sie verkaufen: Auf jedem Kontinent entsprechen sie den gleichen strengen und international anerkannten Richtlinien. Diese liegen sogar weit über EU-Bio-Standard.

Bio

Produkte und Lebensmittel, die nach den EU-Vorschriften für biologischen Landbau produziert und kontrolliert wurden. Steht für biologische Produktion und artgerechte Tierhaltung. → Nicht mehr gesetzlich vorgeschrieben.

Bio EU

Für biologisch erzeugte Lebensmittel Pflicht. Dokumentiert, dass bei Herstellung und Kontrolle der Produkte die Anforderungen der EU-Bio-Verordnung erfüllt wurden. Es bildet die Grundvoraussetzung dafür, dass sich ein Produkt “Bio” nennen darf.

GOTS

“Global Organic Textile Standard” (GOTS) zeigt an, dass bei Kleidungsstücken aus zertifizierten Biofasern (z.B. Baumwolle, Leinen, Seide) in der Produktion und in der gesamten Herstellungskette auf den Einsatz gesundheitsgefährdender Chemikalien in der Faserverarbeitung und Textilveredelung verzichtet wurde. Ziel von GOTS ist es, weltweit anerkannte Kriterien für die Verarbeitung von Textilien zu definieren, welcher den gesamten Lebensweg des Produkts unter ökologischen und sozialen Aspekten durch unabhängige Zertifizierung sicherstellt.

NATRUE

NATRUE ist ein unabhängiges Siegel, das weltweit ausschließlich Naturkosmetikprodukte auszeichnet, die den höchsten Ansprüchen hinsichtlich Natürlichkeit, Qualität, Glaubwürdigkeit und Transparenz genügen.

BDIH

Der Bundesverband der Industrie- und Handelsunternehmen für Arzneimittel, Reformwaren, Nahrungsergänzungsmittel und kosmetische Mittel e.V. (BDIH) ist eine 1951 gegründete Non-Profit-Vereinigung von Herstellern und Vertriebsunternehmen. Das BDIH-Prüfzeichen steht für kontrollierte Naturkosmetik.

Der Blaue Engel

Für alle Ressourcen oder Dienstleistungen, die nachhaltig, ökologisch oder umweltfreundlich sind. Oder zumindest umweltfreundlicher als ihre Konkurrenz.

FSC

Forest Stewardship Council – eine internationale Non-Profit-Organisation. Dieses Siegel dient zur Zertifizierung nachhaltiger Forstwirtschaft und wird vor allem bei Papieren eingesetzt.

Seaqual Initiative

Die Seaqual Initiative sammelt Kunststoffabfälle aus dem Ozean und recycelt diese. Produkte mit diesem Siegel leisten aktiven Beitrag zum Schutz unserer Gewässer.

Weitere Siegel und deren Bedeutung, die im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit stehen, findet man im Internet.

Aufgepasst

Mit CodeCheck können Sie ein beliebtes Produkt scannen und Ihnen wird angezeigt, welche Inhaltsstoffe es enthält und wie das Produkt insgesamt einzustufen ist. In der App geht es auch weit über Lebensmittel hinaus!

Funktioniert nachhaltiger Konsum immer?

Der GEO.de-Umweltredakteur Peter Carstens schreibt in seiner Kolumne „Alles im grünen Bereich“ über das nachhaltige Leben, Öko-Sünden, Greenwashing und weiteren Themen. Er erklärt in 14 verschiedenen Thesen, weshalb ein nachhaltiger Konsum nicht immer funktioniert.

  1. Das Potenzial nachhaltigen Konsums wird überschätzt.
    → Nicht jeder wird sparsamer leben um weniger Müll zu erzeugen, vor allem nicht gleichzeitig in allen relevanten Bereichen.
  1. Wer energiesparende Geräte kauft, verbraucht mehr Strom.
    → energiesparende LED Lampen verleihen dazu, diese länger brennen zu lassen. Dennoch eingespartes Geld wird dann an anderer Stelle ausgegeben (Urlaub, Auto).
  1. Steigende Ansprüche machen Effizienzgewinne zunichte.
    → Anschaffung grüner Produkte, um Energie und Ressourcen zu sparen. Parallel steigt der Anspruch (Mehr Elektrogeräte, größerer Wohnraum, individuelle Ernährung, etc.).
  1. Umweltbewusstsein hin oder her: Wer viel verdient, schädigt die Umwelt mehr.
    → Bei höherem Verdienst, steigt der Anspruch und die Ausgaben. Folge: Flugreisen, Hauskauf, Autokauf, neueste Elektronik schaden der Umwelt & dem Klima.
  1. Kompensationssysteme machen umweltschädliches Verhalten moralisch erschwinglich.
    → Umweltfreundliches Fliegen wird durch Organisationen wie z.B atmosfair ermöglicht. Dadurch erhalten die Menschen ein gutes Gefühl, der Flugverkehr steigt.
  1. Echte grüne Produkte sind immer schwerer zu erkennen.
    → Mindeststandards werden durch Bio-Siegel garantiert, Nachhaltigkeit aber nicht. Beispiel: Öko-Strom Anbieter verschieben nur Anteil an billiger Wasserkraft, auf das Öko-Kundenkonto. Andere Kunden erhalten dadurch anteilig mehr Atom- und Kohlestrom.
  1. Umweltbewusste Konsumenten werden mehr. Die anderen auch.
    → Mehr Radfahrer, Fahrgemeinschaften, Fußgänger, Parallel aber auch größere Autos mit höherem Verbrauch, mehr Flugreisen, etc. durch steigenden Konsumanspruch.
  1. Die nachhaltige Produktwelt wird immer supermarktiger.
    → Früher gab es wenig Auswahl an Bio Produkten, mittlerweile erhalten Konsumenten ein breites Angebot des Bio Sortiments, welches aber den Import aus dem Ausland erfordert.
  1. Freundliche Einladungen zum Ausprobieren wirken genauso wenig wie Moralpredigten.
    → Auf die Dringlichkeit der Nachhaltigkeit muss wieder stärker hingewiesen werden, da die Ernsthaftigkeit sonst nicht wahrgenommen wird.
  1. Nachhaltigkeit ja – aber bitte nur, wenn sie nicht wehtut.
    → Die Anschaffung von energiesparenden Geräten, Elektroautos und Bio Produkten bring dennoch pro Kopf jährlich zwölf Tonnen Klimagas-Emissionen mit sich. Größerer Verzicht würde Schadstoffe verringern.
  1. Falsche Vergleiche sollen den “nachhaltigen” Konsum ankurbeln.
    → Neues energiesparendes Auto anschaffen um Umwelt zu schonen. Besser: Vorhandenes Auto weniger nutzen, anstatt ein neues zu kaufen, denn: es gibt kein umweltfreundliches Autofahren!
  1. Solange die Preise nicht die Wahrheit sagen, wird die Produktion umweltschädlich bleiben.
    → Viele Menschen greifen eher zu billigen Produkten, welche aber aus umweltschädlicher Produktion stammen. Passt man diese aufgrund Klima- und Umweltschädigung an, locken diese nicht mehr zum Kauf -> die umweltschädliche Produktion wird minimiert.
  1. Konsumenten konsumieren. Politik machen müssen Politiker.
    → Die Entscheidungen über die Umwelt treffen am Ende die Politiker und nicht die konsumierende Gesellschaft.
  1. Die Idee des nachhaltigen Konsums verkennt das Wesen der Konsumgesellschaft.
    → Nachfrage neuer Produkte wird durch Bedürfniserweckung gesteigert, man sollte öfter einmal verzichten oder Dinge durch tauschen, reparieren oder pflegen länger nutzen.

Nachhaltig leben – Tipps und Tricks

Der Konsum verschiedener Produkte, welche eigentlich gar nicht so dringend benötigt werden und oftmals nach kurzer Zeit bereits im Müll landen, steigt stetig. Doch wenn man darüber nachdenkt und wertvolle Tipps und Tricks anwendet, ist es gar nicht so schwer, zur Nachhaltigkeit einen Beitrag zu leisten.

  1. Sprudler statt Plastik.
  2. Kleider tauschen statt kaufen.
  3. Durch gute Planung weniger Lebensmittel wegschmeißen.
  4. Kosmetik einfach selber herstellen, ohne umweltschädliche Inhaltsstoffe.
  5. Fahrgemeinschaften bilden, öffentliche Verkehrsmittel nutzen oder zu Fuß gehen.
  6. Handys länger nutzen, anstatt immer das neueste Modell zu kaufen → spart Elektroschrott.
  7. Weniger Fleisch, für Klima und Tierwohl.
  8. Teilen, leihen, verschenken anstatt immer neu zu kaufen und so Müll zu produzieren.
  9. Aktivitäten in der Natur mit Freunden, spart Energie, da der Fernseher einfach mal ausbleibt.
  10. Transporttaschen aus Stoff, anstatt Plastik.

Übersicht Verrottungszeiten

  • Zeitung: 1-3 Jahre
  • Filterlose Zigarette: 1-5 Jahre
  • Bananenschale: 2 Jahre
  • Orangenschale: 3 Jahre
  • Wolle: 4 Jahre
  • Kaugummi: 5 Jahre
  • Papiertaschentuch: 5 Jahre
  • Filterzigarette: 7 Jahre
  • Leder: 50 Jahre
  • Nylonfasern: 60 Jahre
  • Plastiksack: 120 Jahre
  • Blechbüchse: 500 Jahre
  • Babywindeln: 500 Jahre
  • Aluminiumfolie: 700 Jahre
  • Glas: 4000 Jahre
  • Styropor: 6000 Jahre

Fazit

Setzt man sich mit dem Thema Nachhaltigkeit einmal genauer auseinander, wird man mit unterschiedlichen Meinungen und vielen Beiträgen überhäuft und weiß nicht so Recht, auf welche Seite man sich stellen soll. Auf die der Befürworter, oder die der absoluten Gegner? Doch beim genaueren Betrachten fällt auf: Nachhaltig leben ist gar nicht so kompliziert und schwer, wie man anfangs glaubt. Durch nur einfache Veränderungen im Alltag kann jeder einen kleinen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten und dafür sorgen, dass die zukünftigen Generationen unbeschwerter aufwachsen können. Man sollte öfter einmal Dinge ausprobieren um zu merken, wie leicht das Leben manchmal sein kann und wie schnell man gemeinsam einen schöneren Ort aus der Welt machen kann.

Quellen:

Was bedeutet Nachhaltigkeit?


https://www.bmz.de/de/service/lexikon/nachhaltigkeit-nachhaltige-entwicklung-14700
https://www.greenpeace.de/engagieren/nachhaltiger-leben/10-konsum-tipps

Die drei Säulen der Nachhaltigkeit: Ökologie, Wirtschaft und Soziales


https://infonetz-owl.de/katalog/nachhaltigkeit/guetesiegel-fuer-nachhaltige-produkte-und-dienstleistungen/
https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/19468-rtkl-gruene-produkte-warum-nachhaltiger-konsum-nicht-funktioniert-14