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Zuletzt aktualisiert am 9. Februar 2024 von Frank Schmidt

Der Siebdruck ist eine Drucktechnik mit einer langen Geschichte und einer beeindruckenden Bandbreite an Anwendungsmöglichkeiten. Schon seit Jahrhunderten werden mit dieser Methode Bilder und Texte auf verschiedenste Materialien und Oberflächen aufgebracht. Im Laufe der Zeit hat sich der Siebdruck zu einem der wichtigsten und vielseitigsten Druckverfahren entwickelt.

Was ist Siebdruck eigentlich?

Der Siebdruck ist eine hochpräzise Drucktechnik, bei der Farbe mithilfe einer Gummischablone, dem Sieb, auf den Bedruckstoff übertragen wird. Dieses Verfahren ermöglicht die Erzeugung von scharfen und langlebigen Drucken auf einer Vielzahl von Materialien. Hier ist eine detaillierte Erklärung des Siebdrucks:

  • Das Sieb: Zentrales Element des Siebdrucks ist das Sieb, ein feinmaschiges Gewebe, das auf einen Rahmen gespannt ist. Das Sieb wird so vorbereitet, dass nur die gewünschten Bereiche durchlässig sind, während andere abgedeckt werden. Die Offenheit des Siebgewebes entspricht dem Motiv, das gedruckt werden soll.
  • Die Farbe: Die Druckfarbe wird auf das Sieb aufgetragen, normalerweise oberhalb des Rahmens. Eine Rakel, ein gummiertes Werkzeug, wird verwendet, um die Farbe durch das Siebgewebe auf den Bedruckstoff zu drücken. Nur an den offenen Stellen des Siebs kann die Farbe auf das Material gelangen.
  • Der Druckvorgang: Während des Druckvorgangs wird das Sieb über dem Bedruckstoff platziert, und die Farbe wird gleichmäßig durch das Sieb hindurch auf das Material gedrückt. Dieser Prozess erzeugt ein genaues Abbild des gewünschten Designs auf dem Bedruckstoff.
  • Trocknung oder Härtung: Nach dem Druckvorgang wird die Farbe auf dem Material getrocknet oder gehärtet, abhängig von der Art der verwendeten Farbe. Dies stellt sicher, dass der Druck haltbar und kratzfest ist.
  • Mehrfarbige Drucke: Der Siebdruck ermöglicht die einfache Erstellung von mehrfarbigen Drucken. Hierfür wird für jede Farbe ein separates Sieb und ein separater Druckvorgang verwendet. Durch präzises Ausrichten der Siebe können komplexe und farbenfrohe Designs erzeugt werden.

Der Siebdruck ist vielseitig einsetzbar und eignet sich für die Bedruckung von Textilien, Papier, Kunststoffen, Holz, Metall und vielen anderen Materialien. Aufgrund seiner Fähigkeit, langlebige und hochwertige Drucke zu erzeugen, ist der Siebdruck in verschiedenen Bereichen wie Textildruck, Werbemittelherstellung und Kunsthandwerk weit verbreitet. Es erfordert jedoch Geschicklichkeit und Erfahrung, insbesondere bei der Vorbereitung der Siebe und der Ausrichtung der Farben, um optimale Ergebnisse zu erzielen.

Geschichte des Siebdrucks

Die Wurzeln dieser Drucktechnik reichen bis ins Altertum zurück. Schon im 19ten Jahrhundert China und Japan wurden Siebe aus Seide genutzt, um Schriftzeichen zu vervielfältigen. In Asien wurde diese Technik viele Jahrhunderte lang angewandt und weiterentwickelt.

Erst Anfang des 20. Jahrhunderts fand der Siebdruck auch in Europa und Amerika Verbreitung. Hier wurde im Bereich der Schilderherstellung und auch im Textildruck mit einem Schablonengewebe aus Seidengaze gearbeitet. Ein Pionier der Siebdruckfarbherstellung war der deutsche Hermann Pröll, der die Produktion ölbasierender Farben für den Schildruck aufnahm.

Das Seidengaze-Verfahren verbreitete sich Anfang des 20. Jahrhunderts and USA Ostküste und in Kaliforniern. 1908 wurde in San Francisco die Firma Velvetone gegründet, eine der ersten Firmen, die das Siebdruckverfahren von Filzwimpeldruck übernahm und ab 1912 grafische Siebdruckarbeiten ausführte. Auch die in 1915 gegründete Firma Selectasine war bedeutend für die Entwicklung und Verbreitung des Siebdrucks durch die Platzierung eines Patenten zur Schablonenherstellung und des „Mehrfarbendruckes“.

In Deutschland wurde das Verfahren seit Mitte der 1920er Jahre im Bereich Textildruck und Schilderherstellung angewendet, in den 1930er Jahren für Werbedrucke und im zweiten Weltkrieg auch für Beschriftung von Rüstungsgütern der Wehrmacht. Mitte der 1940er Jahre wurde dann erstmals Nylongewebe verwendet, welches die Druckqualität entscheidend verbesserte. Weiterentwicklungen in den Bereichen Schablonenherstellung, Druckfarben und dem Maschinenbau verhalfen dem Verfahren in der Nachkriegszeit weltweit zum Durchbruch. Heute hat sich der Siebdruck in vielen Branchen als effizientes und flexibles Druckverfahren etabliert.

Siebdruck in der Industrie

In der industriellen Fertigung ist der Siebdruck heute nicht mehr wegzudenken. Aufgrund seiner vielseitigen Einsatzmöglichkeiten findet er Anwendung in den unterschiedlichsten Bereichen:

  • Bedrucken von Verpackungen, Dosen und Flaschen
  • Beschriften von Tastaturen, Schaltern und Bedienelementen
  • Herstellung von Schaltkreisen und Leiterplatten
  • Veredelung von Autoteilen, Haushaltsgeräten und Werkzeugen
  • Bedrucken von Textilien aller Art
  • Drucken von Displays und Werbetafeln
  • Bedrucken von Schildern

Mit dem Siebdruck lassen sich Metalle, Kunststoffe, Glas, Keramik und viele andere Materialien präzise und haltbar bedrucken. Er ist damit ideal für industrielle Anwendungen, bei denen eine langlebige und qualitativ hochwertige Beschriftung gefragt ist.

Siebdruck in der Grafik und Kunst

Auch in der grafischen Gestaltung und in der Kunst hat der Siebdruck seinen festen Platz. Hier punktet er mit seinen leuchtenden, brillanten Farben und der Möglichkeit, Effekte und Verläufe wiederzugeben.

Künstler wie Andy Warhol und Roy Lichtenstein haben die Technik durch ihre Pop-Art-Arbeiten weltberühmt gemacht. Aber auch heute nutzen viele Kreativschaffende den Siebdruck für Kunstdrucke, Plakate, Schablonen und andere grafische Produkte. Seine Flexibilität ermöglicht eine große Bandbreite an gestalterischen Möglichkeiten.

Beliebt ist der Siebdruck zudem für:

  • Personalisierte Textilien wie T-Shirts und Sweatshirts
  • Einzelstücke und Kleinserien in der Modebranche
  • Accessoires wie Taschen und Schmuck
  • Drucke auf Keramik, Glas und anderen Materialien
  • Dekorationselemente im Innenbereich
  • Outdoor-Werbung wie Displays und Fahnen

So funktioniert der Siebdruck – die wichtigsten Schritte auf einen Blick

Der Siebdruck ist ein vergleichsweise einfaches und flexibles Druckverfahren. Der Ablauf gliedert sich grob in vier wesentliche Schritte:

1. Herstellung der Siebvorlage

Zu Beginn wird eine Schablone für das Siebgewebe erstellt. Dies erfolgt entweder von Hand mit Siebfüller, fotografisch mit lichtempfindlichen Emulsionen oder digital per Plotter. Die Stellen, die später bedruckt werden sollen, bleiben frei. Der Rest des Gewebes wird mit einer Abdeckung versehen.

2. Spannen und Justieren des Siebs

Zu Beginn wird eine Schablone für das Siebgewebe erstellt. Dies erfolgt entweder von Hand mit Siebfüller, fotografisch mit lichtempfindlichen Emulsionen oder digital per Plotter. Die Stellen, die später bedruckt werden sollen, bleiben frei. Der Rest des Gewebes wird mit einer Abdeckung versehen.

3. Auftragen der Druckfarbe

Zu Beginn wird eine Schablone für das Siebgewebe erstellt. Dies erfolgt entweder von Hand mit Siebfüller, fotografisch mit lichtempfindlichen Emulsionen oder digital per Plotter. Die Stellen, die später bedruckt werden sollen, bleiben frei. Der Rest des Gewebes wird mit einer Abdeckung versehen.

4. Trocknen oder Aushärten

Zu Beginn wird eine Schablone für das Siebgewebe erstellt. Dies erfolgt entweder von Hand mit Siebfüller, fotografisch mit lichtempfindlichen Emulsionen oder digital per Plotter. Die Stellen, die später bedruckt werden sollen, bleiben frei. Der Rest des Gewebes wird mit einer Abdeckung versehen.

Für mehrfarbige Drucke wird der Prozess für jede Farbe wiederholt. Dabei ist eine millimetergenaue Passgenauigkeit entscheidend. Insgesamt ist der Siebdruck damit ein recht einfaches und flexibles Verfahren für hochwertige Druckergebnisse.

Siebdruck-Materialien: Rahmen, Gewebe und Farben

Der Siebdruck ist eine vielseitige Drucktechnik, die spezielle Materialien und Hilfsmittel erfordert, um hochwertige Ergebnisse zu erzielen. Hier werden die wesentlichen Siebdruck-Materialien näher erläutert, darunter der Siebrahmen, das Gewebe und die Druckfarben.

Der Siebrahmen

Der Siebrahmen ist eine Schlüsselkomponente im Siebdruckprozess. Er dient dazu, das Siebgewebe straff und gleichmäßig gespannt zu halten, um eine präzise Übertragung der Farbe auf das Drucksubstrat zu gewährleisten. In der Regel besteht der Siebrahmen aus hochwertigem Aluminium, das sowohl leicht als auch stabil ist. Diese Eigenschaften ermöglichen es dem Rahmen, den mechanischen Belastungen während des Druckvorgangs standzuhalten und so ein hochwertiges Druckergebnis zu garantieren. Die Wahl eines hochwertigen Siebrahmens ist entscheidend für die Qualität des Siebdrucks.

Das Gewebe

Das Siebgewebe ist ein weiteres wichtiges Element im Siebdruck. Es handelt sich um ein Gewebe oder Netz, das auf den Siebrahmen gespannt wird. Die Auswahl des geeigneten Gewebes ist von großer Bedeutung, da es die Druckqualität und -auflösung maßgeblich beeinflusst. Für Siebdruckzwecke werden verschiedene Kunststoffe wie Polyester, Polyamid oder sogar Edelstahl als Gewebe verwendet. Die Maschenweite des Gewebes variiert je nach den Anforderungen des Druckprojekts und kann zwischen 43 und 120 Fäden pro Zentimeter liegen. Je feiner die Maschenweite, desto detaillierter können die Drucke sein, aber auch desto schwieriger ist der Druckprozess. Die Wahl der Druckfarbe ist ein weiterer wichtiger Aspekt des Siebdrucks.

Die Druckfarben

Es gibt verschiedene Arten von Druckfarben, darunter lösemittelhaltige, UV-härtende und wasserbasierte Tinten. Jede Art von Farbe hat ihre eigenen Vor- und Nachteile. Lösemittelhaltige Tinten sind langlebig und trocknen schnell, weisen jedoch gesundheitliche und Umweltauswirkungen aufgrund der enthaltenen Chemikalien auf. UV-härtende Tinten zeichnen sich durch ihre schnelle Aushärtung und hohe Brillanz aus, erfordern jedoch spezielle Aushärtungsgeräte. Wasserbasierte Tinten sind umweltfreundlicher und geruchsärmer, können jedoch längere Trockenzeiten erfordern. Die Auswahl der richtigen Druckfarbe hängt von den spezifischen Anforderungen des Druckprojekts und den Umweltauswirkungen ab, die berücksichtigt werden müssen.

Während des Siebdruckprozesses wird die Farbe mit Hilfe einer Gummirakel gleichmäßig durch das Siebgewebe auf das Drucksubstrat gedrückt. Der Gummirakel spielt eine entscheidende Rolle bei der Übertragung der Farbe und beeinflusst die Druckqualität erheblich. Eine präzise Abstimmung zwischen Sieb, Druckfarbe und Rakel ist erforderlich, um klare und scharfe Drucke zu erzielen. Der eigentliche Druckvorgang findet auf speziellen Siebdrucktischen statt. Diese Tische bieten eine stabile und ebene Oberfläche, auf der das Drucksubstrat platziert wird. Der Drucktisch ermöglicht eine genaue Positionierung und Fixierung des Substrats, um sicherzustellen, dass der Druck präzise erfolgt.

Materialien für den Siebdruck:

  • Glas und Keramik
  • Papier und Karton
  • Kunststoff
  • Metall
  • Textil
  • Viele weitere Möglichkeiten

Veredelungsmöglichkeiten für den Siebdruck

Dank seiner Vielseitigkeit gibt es auch für die Veredelung im Siebdruck eine breite Auswahl an Möglichkeiten. Mit Sonderfarben, Glanz- und Matt-Lack, UV-Schutz-Lack, Effekt-Lack, 3D-Lack und Spezialbeschichtungen gibt es viele Wege um das Druckerzeugnis hochwertig zu veredeln, für einen Sondereffekt jeder Art.

  • Effektdruck: Durch das Nutzen von matten oder glänzenden Spotlackierungen heben sich bestimmte Bereiche des Druckbogens hervor. Durch Glitterpartikel können Metalliceffekte erzeugt werden und mit Kipplacken wechseln die Farben je nach Blickwinkel.
  • Beschichtung: Durch besondere Siebdrucklacke können sehr dicke Schichten auf das Material aufgetragen werden. Dies ist besonders wichtig, wenn das Druckerzeugnis gegen bestimmte Einflüsse versiegelt werden soll. Ein Beispiel hierfür ist das bedrucken von Straßenschildern, welche jeden Wetter standhalten sollten. Mit Hilfe dieser Lacke lässt sich die Scheuerfestigkeit steigern, man kann Trittschutz und rutschfeste Aufkleber erzeugen.
  • Sicherheitsdruck: Dieses Thema gehört ebenfalls zur Veredelung. Werthaltige Drucksachen wie Banknoten, Gutscheine und noch-gedruckte Aktien werden durch eine Kombination aus verschiedenen Maßnahmen fälschungssicher produziert. Die Veredelung durch den Siebdruck spielt hier eine wichtige Rolle. Schon ein einfacher UV-Lack ist von einem nicht lackierten Papierbogen unterscheidbar. Durch besondere Lacke verändern sich die Farben bei bestimmten Lichtquellen und das Produkt ist damit nur mit erheblichem Aufwand kopierbar.
  • Erzeugung von neuen Eigenschaften: Mit Siebdruckfarben kann nahezu jede gewünschte Eigenschaft erzeugt werden. Eine Druckoberfläche kann weich als „Soft Touch“ werden oder sich als Rubbelfläche beim Rubbellos wegkratzen lassen. Bestimmte Farben ändern ihr Spektrum mit einer Temperaturveränderung und mit Duftlacken können verkaufsfördernde Produkte hergestellt werden.

Vor- und Nachteile des Siebdrucks

Wie jedes Verfahren hat auch der Siebdruck seine Vor- und Nachteile:

Vorteile:

  • Hohe Druckqualität mit brillanten Farben
  • Langlebigem kratzfeste Drucke
  • Bedrucken unterschiedlichster Materialien möglich
  • Geringer Platzbedarf für Siebdruckanlage
  • Große Gestaltungsfreiheit für Designs und Motive
  • Günstige Herstellung auch in kleinen bis mittleren Auflagen
Nachteile

  • Hoher manueller Aufwand bei der Siebvorbereitung
  • Mehrfarbige Drucke sind aufwendiger
  • Nicht geeignet für sehr kleine Details und Schriften
  • Einarbeitung in die Siebdrucktechnik ist erforderlich

In den meisten Fällen überwiegen jedoch die Vorteile dieser vielseitigen Drucktechnologie. Mit etwas Erfahrung lassen sich die besten Ergebnisse erzielen. Siebdruck bietet eine hohe Qualität und Langlebigkeit der Drucke sowie die Möglichkeit, verschiedene Materialien zu bedrucken, was ihn zu einer beliebten Wahl in vielen Druckanwendungen macht.

Fazit: Die Vielseitigkeit und Faszination des Siebdrucks

Der Siebdruck hat sich von seinen historischen Wurzeln zu einem unverzichtbaren und vielseitigen Druckverfahren entwickelt. Ob in der industriellen Fertigung, in der Grafik oder im Kunsthandwerk – die einzigartigen Qualitäten dieser Technik sorgen für beste Druckergebnisse auf nahezu jedem Material.

Neue Entwicklungen wie der Digitaldruck eröffnen noch mehr Anwendungsfelder. Zugleich bleibt der traditionelle handsiebgedruckte Unikatdruck als besondere Kunstform bestehen. Der Siebdruck hat also auch in Zukunft nichts von seiner Faszination verloren.